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Kirche in WDR2 | 25.10.2016 | 05:55 Uhr

Das Beste am Leben sind die Fehler

„Das erste Unternehmen, das ich gründete, ist mit einem großen Knall gescheitert. Das zweite Unternehmen ist ein bisschen weniger schlimm gescheitert, das dritte Unternehmen ist auch anständig gescheitert, aber das war irgendwie okay. Ich habe mich rasch erholt und das vierte Unternehmen überlebte bereits. Nummer FÜNF war dann PayPal.“

Diese Aneinanderreihung von Pleiten stammt von dem Paypal-Gründer Max Levchin. Der in Kiew geborene IT-Spezialist hat ein Unternehmen nach dem anderen in den Sand gesetzt, aber nie aufgehört an sich und seine Ideen zu glauben. Mittlerweile hat er weitere erfolgreiche Geschäftsideen verwirklicht und sein Vermögen wird heute auf mehrere 100 Millionen Dollar geschätzt.

Wenn sich in Amerika ein beruflicher Weg als Sackgasse erweist und der Betroffene einen neuen Weg versucht, spricht man anerkennend von einer „zweiten Karriere“. Dort feiern die Gründer den Untergang ihres Unternehmens sogar auf so genannten Failure Partys.

Wird bei uns jemand gekündigt und beginnt irgendwo neu, wird ihm eher Mitleid entgegengebracht. Menschen die es nach einer Pleite noch einmal versuchen, werden oft für naiv oder sogar verantwortungslos gehalten. Sie haben doch gesehen, wohin sie ihre Versuche gebracht haben. Theoretisch weiß jeder, dass man aus gescheiterten Projekten verunglückten Situationen viel lernen kann, aber wenn wirklich etwas schiefgeht, dann gibt’s keinen Trost und erst recht keine Party, sondern nur ein „selber schuld“ - und irgendeiner hat es ganz bestimmt schon vorher gewusst.

Diejenigen die gescheitert sind, verschweigen es lieber. Aber es tut sich was … Das Scheitern wird allmählich salonfähig. Anfang des Jahres machte Johannes Haushofer durch einen „Lebenslauf des Scheiterns“ auf sich aufmerksam. Der Assistenzprofessor an der Princeton University beginnt mit dem Satz: "Das meiste, was ich versuche, gelingt mir nicht …“ Dann listet er die akademischen Stellen auf, von denen er abgelehnt wurde, die Stipendien, die er nicht bekam und die Aufsätze, die er verfasste, die aber nicht veröffentlicht wurden. Auf Facebook schrieb er augenzwinkernd, dass sein Lebenslauf des Scheiterns "wesentlich mehr Aufmerksamkeit" bekommen habe als seine gesamte wissenschaftliche Arbeit. Wir hören wohl gerne von anderen, denen etwas misslingt. Es zeigt, wir sind nicht alleine vom Pech verfolgt und wir können uns angesichts der Pleite eines anderen einen Augenblick lang überlegen fühlen.

Wir alle straucheln und manchmal bleiben wir erstmal liegen. Keine leichte Übung zu akzeptieren, dass auch ich scheitern und ausbrennen kann. Scheitern ist eben nicht der Worst Case, sondern normal. Wir dürfen klein bei geben, versagen, einknicken. Es gehört zu uns wie Hunger und Durst. Für mich ist Gott ist der Prophet und Anwalt der zweiten Chance. Ich habe erlebt wie er die Scherben meines Lebens wieder neu zusammengesetzt hat. „Gott ist nahe denen, die zerbrochenen Herzens sind, und hilft denen, die ein zerschlagenes Gemüt haben.“ (Ps 34,19) So sagt es ein Psalmbeter in der Bibel. Gott ist keine Versicherung gegen Brüche in unserem Leben, aber er verzichtet auf Sündenbock-Theorien und gibt Kraft und Schwung für einen Neuanfang. Dadurch kann ich etwas Besseres aufbauen, etwas das meinem Wesen noch mehr entspricht.

Kirche in WDR; 25.10.2016; Maike Siebold



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